Frau Mack, Sie spielen seit ein paar Wochen Ihre erste Saison auf der LPGA, der US-Tour für Profigolferinnen. Mit Ihrem Namen sollten Sie da schon mal keine Schwierigkeiten haben …

Ja, hier bin ich die Polly Mäck, das klingt vielleicht ein bisschen cooler. Geschrieben sieht es aber eh gleich aus (lacht). Mir ist beides recht.

Vergangene Woche haben Sie an Ihrem ersten Major-Turnier teilgenommen, der Chevron Championship. Kommen Sie sich manchmal wie in einem Traum vor?

Momentan kommt wirklich einiges zusammen. Schon mein erstes Turnier auf der LPGA-Tour vor ein paar Wochen war wahnsinnig. Und jetzt, bei meinem ersten Major war ich am ersten Abschlag wirklich sehr, sehr nervös.

Golf spielen ist sicherlich das eine, aber dazu kommt das ganze Drumherum.

Genau. Als ich dort angekommen bin, wurde mir und meinem Caddy erst einmal ein eigenes Auto gestellt. Ich konnte auf der Anlage bei einer Gastfamilie wohnen. Und dann der Platz selbst: Er war in einem absolut perfekten Zustand. Diese Perfektion hinter dem Turnier, das kannte ich so bisher nicht. Ich habe jeden Moment genossen.

Sie spielen Golf, seit Sie drei Jahre alt sind. Wann wussten Sie, dass Sie einmal Profi werden wollen?

Genau weiß man es eigentlich nie. Denn gerade im Golf gibt es so viele Ups and Downs. Man weiß einfach nicht, wie der nächste Tag oder die nächste Woche wird, egal wie viel Arbeit man reinsteckt. Aber als ich 2016 die deutsche Meisterschaft gewonnen habe, ist mir erstmals bewusst geworden, dass ich offensichtlich ganz gut bin (lacht).

Angefangen haben Sie im Golfclub Stolper Heide. Wie sind Sie damals zu dem Sport gekommen?

Meine Oma hat irgendwann mit Golf angefangen, als sie ungefähr 50 war. Dann war mein Vater zu einem Austauschsemester in Berkeley und kam mit Golfschlägern zurück. Da war ich natürlich vorbelastet. Was bei mir aber auch eine entscheidende Rolle gespielt hat, war die Nähe zum Golfplatz. Wir wohnen in Hohen Neuendorf, was nur 20 Minuten entfernt ist von Stolper Heide. Das war natürlich perfekt. Ohne die Unterstützung des Clubs und des Deutschen Golf-Verbandes wäre ich aber heute nicht da, wo ich bin.

Es gibt Menschen, die meinen, Golf sei gar keine richtige Sportart und werde sowieso nur von Reichen ausgeübt.

Das ist eher in Deutschland so. In Amerika wird Golf definitiv als Sport angesehen. Wenn ich davon erzähle, dass ich Profigolferin bin, finden das alle super. In Deutschland ist die Skepsis größer, viele fragen, ob ich denn einen Abschluss habe und was ich später mal machen will. Wenn ich denen dann erzähle, dass ich mit Golf mein Geld verdiene, werde ich oft etwas komisch angeguckt. Da gibt es schon noch Vorurteile.

Muss man mental besonders stark sein, wenn man wie Sie schon in jungen Jahren das Elternhaus verlässt, um an einem US-College Golf zu spielen?

Ich denke schon. Was mir sicher geholfen hat, war, dass ich nie wirklich Heimweh hatte. Das macht das Leben leichter, wenn man lange von zu Hause weg ist. Im Moment genieße ich es hier einfach, und vielleicht hilft mir das auch mental in meinem Golfspiel.

Im Juni kommen Sie dann aber doch sicher wieder nach Berlin, wenn in Seddin das Amundi German Masters der Ladies European Tour stattfindet?

Ehrlich gesagt, weiß ich das noch nicht so genau. Denn eine Woche danach steht ein Major auf der LPGA-Tour an, und da macht es eigentlich wenig Sinn, vorher für ein eher kleines Turnier nach Europa zu fliegen. Aber natürlich habe ich das Turnier in der Heimat im Hinterkopf, und wer weiß, wie es dann im Juni tatsächlich aussieht.

Was müssen Sie in diesem Jahr erreichen, um Ihren Golf-Traum weiterleben zu können?

Ich muss am Ende der Saison auf der LPGA unter den Top 100 landen. Das traue ich mir absolut zu, im Moment liege ich als 110. nur knapp dahinter und die Saison ist ja noch jung. Langfristig möchte ich irgendwann zu den Besten der Welt gehören und im Fokus der Kameras und Medien stehen.

Und was ist mit Olympia?

Davon träume ich seit meiner Kindheit. Ich würde wahnsinnig gerne bei den Spielen dabei sein. Am liebsten schon nächstes Jahr in Paris. Darauf arbeite ich hin.

In den USA ist Golf Volkssport, große Turniere, auch die der Frauen, werden live im nationalen TV übertragen. Fühlen Sie sich manchmal ein bisschen wie in einer anderen Welt?

Schon, wobei ich momentan noch nicht wirklich im Fokus stehe. Aber das wird kommen. Und ich kann mich jetzt schon mal daran gewöhnen, dass die TV-Kameras da sind. Dann bin ich irgendwann auch nicht mehr so nervös, wenn sie wirklich auf mich gerichtet sind (lacht).