Der Bau der umstrittenen Geflüchtetenunterkunft am Schlosspark Schönhausen in Berlin-Pankow soll noch im Herbst beginnen. Das teilte die Gesobau auf Tagesspiegel-Nachfrage mit. "Beginn der Baumaßnahmen wird im November 2023 sein", erklärte Birte Jessen, die Sprecherin des kommunalen Wohnungsunternehmens. Die Bauleistungen für das Neubauvorhaben seien bereits vergeben worden.

Anwohner am Schlosspark wollen die Errichtung der Geflüchtetenunterkunft dennoch verhindern. Kurz vor dem Baustart erwägen sie, vor Gericht zu ziehen. „Der BUND Berlin hat einen Anwalt für Umweltrecht beauftragt, zu prüfen, ob eine Klage erfolgversprechend wäre“, sagt Britta Krehl von der Bürgerinitiative „Grüner Kiez Pankow“.

Nach jahrelangem Ringen zwischen Bezirk und Gesobau sollen anstelle der Bäume in dem grünen Innenhof der Wohnanlage zwischen Kavalier- und Ossietzkystraße zwei Neubauten entstehen. In 99 Wohnungen sollen rund 400 Menschen Platz finden.

Die Wohnungen sind schon seit Jahren geplant, doch der Bezirk lehnte die Nachverdichtung ab. Daraufhin nutzten Senat und Gesobau das Sonderbaurecht für Geflüchtetenunterkünfte, was Bezirksstadtrat Cornelius Bechtler (Grüne) als „Basta-Politik“ kritisierte. „Wenn der Neubau so kommt, wird das zutiefst schädliche Auswirkungen haben“, sagte er dem Tagesspiegel.

Es müsse eine Lösung gefunden werden, die die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut bringe, forderte Bechtler: „Ich habe der Gesobau angeboten, mich jederzeit an einen Tisch zu setzen und gemeinsam über einen Kompromiss nachzudenken.“ Das Angebot sei von derGeschäftsleitung der Gesobauwahrgenommen worden, so Bechtler.Tatsache sei jedoch, dass die Gesobau über eine rechtskräftige Baugenehmigung verfüge.

Die Gesobau will im Oktober einen Spielplatz verlegen

Derweil laufen bereits die Vorbereitungen für den Baustart. „An den Haustüren hängen Zettel, auf denen die Gesobau unter der Überschrift ‚Bau einer neuen Spielfläche‘ die Verlegung des Berg-Spielplatzes ankündigt“, berichtet Britta Krehl von der Bürgerinitiative. Der alte Spielplatz soll nach Gesobau-Angaben „aufgrund von bauvorbereitenden Maßnahmen“ aufgegeben werden. „Die neue Spielfläche wird von Oktober bis ca. Mitte November 2023 errichtet“, heißt es auf dem Aushang. Daher wolle die Gesobau den Bau des neuen Spielplatzes an der Kavalierstraße „vorziehen“ – dort befinden sich bisher Autoparkplätze und Bäume. „Mehr wissen wir nicht, noch stehen die Bäume“, so Krehl. „Als Fälltermin ist der 9. Oktober durchgesickert.“

Die Anwohner veranstalteten am Sonntag eine weitere Protestveranstaltung in den Höfen. Zudem hat der „Grüne Kiez“ einen offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und eine Petition zum Erhalt der Bäume aufgesetzt.

Anwohner werfen der Gesobau „Schönrechnerei“ vor

„Ich möchte auch immer wieder hervorheben, dass die Gesobau ihr Bauvorhaben für die Öffentlichkeit schönrechnet“, so Krehl. Die Wohnungsgesellschaft spreche von 36 Bäumen, die gefällt werden sollen. „Stattdessen sind es 59 Bäume und 10 weitere, die eventuell zu fällen sind. Dazu weitere 33 Bäume, bei denen Eingriffe vorgenommen werden sollen.“

Auch die Spielplatzfläche werde mitnichten vergrößert, wie es die Gesobau darstelle, kritisiert Krehl: „Der jetzige Bergspielplatz misst laut Bezirksamt 2.328 m², die Gesobau schafft, verteilt auf drei Teilflächen, 1.595 m² Spielfläche.“