Wachtberg - Der Regen hat ihre Ernte vermasselt: Deutschlands Imker haben in diesem Jahr deutlich weniger Honig eingeholt als in den Vorjahren. Im Schnitt brachte es jedes Bienenvolk auf insgesamt 28,3 Kilo und damit 5,5 Kilo weniger als im Gesamtjahr 2020, wie der Deutsche Imkerbund in Wachtberg mitteilte. Verglichen mit 2019 waren die Einbußen ähnlich hoch und im Vergleich zu 2018 war es sogar ein Minus von 10,5 Kilo. Die Ernte teilt sich dieses Jahr auf 15,4 Kilo Frühtracht und 12,9 Kilo Sommertracht auf – beide Werte sind sehr niedrig. „In den meisten Regionen war es ein mageres Erntejahr“, sagt Imkerbund-Präsident Torsten Ellmann.

Grund dafür war vor allem das Wetter: „Es war vielerorts zu kühl und zu nass. Die Bienen sind wenig ausgeflogen und haben die geringen Mengen an eingetragenem Nektar dringend selbst benötigt“, sagt Ellmann. Regional gab es aber Unterschiede: Die Ernte im Norden und Osten war besser als im Süden und Westen Deutschlands. In seiner Heimat Mecklenburg-Vorpommern sei das Wetter im Juni und Juli gut und die Ernte gar nicht so schlecht gewesen. In Baden-Württemberg habe es hingegen herbe Rückschläge gegeben. „Die Tannentracht ist fast vollständig ausgefallen.“ Bei Tannentracht sammeln die Bienen keinen Nektar, sondern Honigtau, der an Tannen oder Fichten entsteht – Läuse holen Pflanzensaft aus den Nadeln und scheiden den süßen Saft dann aus. Bei Regen allerdings werden viele Läuse weggespült und es gibt weniger Honigtau für die Bienen.

Die Erntezahlen stammen von der zweimal im Jahr durchgeführten Umfrage des Fachzentrums Bienen und Imkerei in Mayen. An der Abfrage zur diesjährigen Frühjahrstracht nahmen 10 066 Imkereien teil und an der Abfrage die Sommertracht 9080.

Der Ernte-Durchschnitt bezieht sich auf die Umfragemeldungen von Imkereien, die Honig geerntet haben. Viele Imker verzichteten in diesem Jahr aber auf die Ernte und ließen den Honig stattdessen im Stock, damit sich die Bienenvölker ausreichend selbst versorgen konnten. So holte im Frühjahr 2021 jeder zweite Imker (52 Prozent) keinen Honig ein und im Sommer etwa jeder sechste (18 Prozent). Im Vorjahr lagen die Verzichtswerte mit elf Prozent bei der Frühtracht und neun Prozent bei der Sommertracht deutlich niedriger. Imker, die nicht geerntet haben, nahmen dennoch an der Umfrage teil. Rechnet man ihre Null-Kilo- Ernte-Meldungen hinzu, so würde der Durchschnittswert pro Volk von 30,7 Kilo im Jahr 2020 auf 18 Kilo im Jahr 2021 absacken – der Vergleich beider Werte verdeutlicht die heftigen Folgen des schlechten Wetters in diesem Jahr.

Auf Wochenmärkten und in Verkaufsläden könnte es also wesentlich weniger deutschen Honig aus diesjähriger Tracht geben als zuvor. dpa