Berlin/Potsdam - Wenn am Dienstag der von der UNO vor 30 Jahren etablierte Welttag des Wassers begangen wird, macht sich der Hauptdarsteller in Berlin und Brandenburg wieder rar: Seit Ende Februar ist kein nennenswerter Regen gefallen – und alle Prognosen sprechen dafür, dass es mindestens bis Ende März trocken und sonnig bleibt. Dazu weht weiter der Wind, der dem Oberboden auch den letzten Rest der Winterfeuchte entzieht.

Dabei war der Februar in Berlin sogar überdurchschnittlich nass und der Winter insgesamt zumindest ausgeglichen in Bezug aufs langjährige Mittel. Der März dagegen steht mit bisher 0,7 Liter Regen pro Quadratmeter – gemessen an der Wetterstation Dahlem – auf Platz vier der trockensten Monate seit Beginn der Aufzeichnungen 1908, also vor 1371 Monaten. In Teilen Brandenburgs ist im März kein Tropfen gefallen. Die Großwetterlage ähnelt der des Rekordjahres 2018, in dem Berlin und Brandenburg mehr als ein halbes Jahr lang kaum Regen abbekamen, weil mächtige Hochs über Skandinavien und Osteuropa die normalerweise von Westen kommenden Regenwolken fernhielten. Die Folgen für Natur und Wasserhaushalt wirken weiter nach, zumal das Regendefizit in den drei darauffolgenden Jahren noch gewachsen ist.

Die Konsequenzen zeigen sich nicht nur im deutlich verschlechterten Zustand von Wäldern und Straßenbäumen, sondern auch in den Messwerten, die das Brandenburger Landesumweltamt jede Woche veröffentlicht. Demnach bringen Spree und Havel zurzeit reichlich halb so viel Wasser nach Berlin wie sonst im März, die Dahme kaum ein Drittel. Und die Talsperre Spremberg ist nach dem Winter nur reichlich halb gefüllt. Dabei wird sie als letzter großer Speicher vor dem Spreewald und Berlin gebraucht, um die enorme Verdunstung der Gewässer und den Verbrauch hunderttausender Menschen im Sommer auszugleichen.

Bei den Berliner Wasserbetrieben (BWB) gilt weiter, dass die Versorgung der Hauptstadt gesichert bleibt, solange die Gewässer an den Schleusen der Stadt wie gewohnt gestaut werden. Denn dadurch entsteht weiter das sogenannte Uferfiltrat, das aus den Berliner Seen zu den Brunnen der BWB sickert. Daher stammen rund zwei Drittel des Berliner Trinkwassers; der Rest ist echtes Grundwasser. Dessen Niveau ist in Brandenburg fast überall unter das einst übliche Niveau gesunken – teils nur wenige Zentimeter, teils mehr als einen Meter.

In Berlin mit seinen mehreren hundert Grundwassermessstellen ist das Bild geteilt: Im Urstromtal, also um die Gewässer, sind die Stände überwiegend normal, während sie auf den Hochflächen im Nordosten und Südwesten teils um einen Meter gesunken sind. Wissenschaftler des Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) in Friedrichshagen fanden kürzlich heraus, dass das Grundwasser nur mit großem Verzug aufs Wetter reagiert. Demnach sank der Grundwasserstand erst 2020, also zwei Jahre nach der beispiellosen Dürre von 2018, auf sein tiefstes Niveau.

Das gegenteilige Problem existiert an einigen wenigen Stellen im Stadtgebiet, wie im Rudower Blumenviertel, wo Hausbesitzer mit mangelhaft abgedichteten Kellern seit Jahrzehnten mit Feuchtigkeit kämpfen. Bei einer Anhörung im Umweltausschuss des Parlaments am Donnerstag wurde diskutiert, ob dort weiter unter Regie der BWB Grundwasser abgepumpt werden soll. Während sich Abgeordnete von CDU und SPD dafür offen zeigten, hieß es sowohl von den Wasserbetrieben als auch von der Umweltverwaltung, dass ein Weiterbetrieb von Pumpen auf Kosten der Allgemeinheit fachlich, rechtlich und wirtschaftlich nicht vertretbar sei. Während beim Grundeigentümerverband VDGN von „etwa 4000 Häusern“ die Rede war, ist die Zahl der Betroffenen laut Umweltverwaltung nur zweistellig. Für sie stelle die Investitionsbank IBB günstige Kredite bereit.

Nach Auskunft von Jens Feddern, Leiter der Wasserversorgung bei den BWB, betrifft die Vernässung nach starkem Regen eher Gebiete mit Schichtenwasser nahe der Oberfläche – nicht zu verwechseln mit dem Grundwasser, aus dem die Wasserbetriebe die Ressource fördern. Und die werde knapper: „Wir beginnen ein Defizit aufzubauen.“ Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) prophezeite, der Schwund des Grundwassers „wird ein Riesenthema in den nächsten Jahren“. Auf lange Sicht sei fraglich, ob Berlin sich weiter selbst versorgen könne oder „ob wir zukaufen müssen in Sachsen und Brandenburg“. Nur dass auch dort der Nachschub stockt.

Rot vorm Boot. Der Spreewald mit seinen hunderten Fließen ist ein Idyll aber auch eine enorme Verdunstungsmaschine, die den Wassermangel verschärft. Foto: Patrick Pleul/dpa