Was 2016 mit einer ersten Idee startete und mit zahlreichen Experimenten mit Handmixer und Thermomix in der eigenen Küche weiterging, kam 2020 auf den Markt. Havelmi gründete eine Genossenschaft. Die Unternehmen Havelmi und Kornwerk schlossen sich zusammen, um in Brandenburg an der Havel eine kleine Fabrik für vegane Milchalternativen aufzubauen.Dabei war ihr Ziel, eine Bio-Hafermilch zu schaffen, die aus regionalen Bio-Zutaten besteht.

Sie verkauften eine Hafermilch, einen Haferkakao und eine Hafersahne. Eine Barista-Hafermilch war kurz vor dem Launch. Es gab sie in Bio-Läden im Kühlregal zu kaufen. Mehr als 20.000 Flaschen produzierten sie im Monat. Eigentlich wollte sich Havelmi vergrößern und neue Maschinen über einen Kredit finanzieren.

Doch die Bank sagte den Kredit für das Unternehmen unerwartet ab. Havelmi stellte die Produktion ein. „Wir waren finanziell am Boden. Viele haben uns nachgesagt, wir seien insolvent“, sagt Achim Fießinger, Mitgründer und Vorstand von Havelmi. Dabei sei es eine geplante Vollbremsung gewesen. Von 100 auf null. Stillstand.

Wäre das alles zwei Monate später passiert, hätte das Unternehmen das wahrscheinlich tragen können, weil es dann finanziell unabhängig genug gewesen wäre, sagt der Mitgründer.

Die interne Deadline: Innerhalb von zwölf Monaten musste ein neues Konzept her, das sich an die neuen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen anpasst. „Wir hatten kein Produkt, es gab uns auf dem Markt nicht mehr. Das einzige, was wir noch hatten, war die Genossenschaft“, sagt Achim Fießinger.

Konzept für den Neuanfang

Elf Mitarbeiter waren sie vor ihrem persönlichen Shutdown. Die Angestellten mussten entlassen werden. Geblieben ist nur Fießinger. Er führte das Unternehmen als Minijob weiter.

„Es war ein Herzensprojekt für alle und sehr schade. Aber es kam auch für niemanden aus heiterem Himmel. Alle haben neue Jobs gefunden, in denen sie wahrscheinlich viel besser bezahlt werden als bei uns“, sagt der Mitgründer.

In ihrer Zwangspause habe sich das Projekt von einigen seiner Prinzipien verabschieden müssen. Mitgründer Kornwerk gibt es nicht mehr. Die eigene Produktion steht weiter still. Ihre Rohstoffe könnten sie aber weiter verwenden.

Weiterhin möchte das Unternehmen kein Geld von institutionellen Kreditgebern annehmen. Deshalb haben sie sich für ein Abo-Modell entschieden: Kunden zahlen im Voraus ihre Hafermilch, damit so die Produktion finanziert werden kann. Seit Anfang Oktober können die Abonnenten ihre Milch in Partner-Bioläden abholen. In Berlin wird sie in einigen Unverpackt- und Bio-Läden wieder verkauft.

Inzwischen besteht das Unternehmen aus drei Personen. Aktuell nutzt das Unternehmen Bio-Hafer, dessen Herkunft aber nicht bis zum Bauern nachgewiesen werden kann.

Der Idealismus bleibt

Andere Dinge sind geblieben: „Wir haben die Hafermilch damals aus Idealismus aufgebaut. Wir haben an eine Sache geglaubt: Ein Produkt von Grund auf nachhaltig zu schaffen – und daran halten wir auch weiter fest“, sagt Achim Fießinger. Hätte das Unternehmen auf Tetrapacks umsteigen müssen, hätten sie das Projekt lieber sterben lassen.

Einer der nächsten Schritte für das Unternehmen: Den neuen Produktionspartner zu gegebener Zeit transparent zu machen und die Herkunft der Rohstoffe im nächsten Jahr bis zum Bauern nachvollziehbar zu machen.

Außerdem soll die Genossenschaft autark funktionieren und eine wirtschaftliche Berechtigung erhalten. Dafür brauche es Produkte, Verkäufer und Verkaufsstellen. Und das viel größere Ziel: den Tetrapak vom Markt verdrängen. Miriam Rüdesheim