Beim Kauf eines Kühlschranks, einer Waschmaschine, eines Autos, einer Wohnung oder eines ganzen Hauses wird man automatisch über den durchschnittlichen Energieverbrauch informiert. Beim Buchen einer einfachen Flugreise aber nicht. „Die Branche hat den Trend zum Klimaschutz über viele Jahre schlicht ignoriert und verschlafen“, sagt Philipp von Gablenz. Er war selbst viele Jahre in der Luftfahrtindustrie tätig – unter anderen in leitenden Funktionen an den Berliner Flughäfen. Zudem fliegt er selbst viel, da er mit seiner Familie in Berlin und im US-Bundesstaat New Jersey lebt.

Um diesen Missstand zu beheben und um mit einer eigenen Geschäftsidee eine Marktlücke zu schließen, gründete von Gablenz 2021 das Portal Grüner Fliegen (www.gruener-fliegen.de). Es funktioniert ähnlich wie die bekannten Suchmaschinen für Flüge, die in der Regel Ergebnisse geordnet nach Preis oder Dauer sortiert anzeigen. Die Macher von Grüner Fliegen hingegen erheben den Anspruch, den am wenigsten klimaschädlichen Flug zu finden. Besonders klimaschädliche Flüge zeigt die Website zwar an, aber man kann sie sind nicht bei Grüner Fliegen buchen. Außerdem können Flugreisende über die Website ihren CO2-Verbrauch kompensieren.

Dazu arbeitet Grüner Fliegen mit der bereits 2005 gegründeten Organisation Atmosfair zusammen. Diese berechnen die Daten aus mehr als 20 Kriterien. Dazu zählen selbstverständlich Informationen über die eingesetzte Maschine und ihre Triebwerke, die durchschnittliche Auslastung und die mutmaßliche Flughöhe. So mag Nutzer überraschen, dass Flüge mit einem Umstieg bei Grüner Fliegen mitunter besser abschneiden, als ein Direktflug. Dies liege daran, dass Flüge auf kürzeren Teilstrecken oft weniger lange höher als 9000 Meter fliegen. In den höheren Luftschichten wirken sich bestimmte Emissionen rund drei mal klimaschädlicher aus als wenn diese näher am Boden emittiert werden.

Auch sind Flüge mit den so genannten Billigfliegern wie Ryanair und Easyjet oft klimafreundlicher als die von konventionellen Airlines. Grund ist die enge Bestuhlung: Bei mehr Personen pro Flug sinkt der durchschnittliche Verbrauch pro Kopf. Ein Beispiel: Bei der Suche nach einem Flug vom BER nach Palma de Mallorca am kommenden Sonnabend empfiehlt Grüner Fliegen die Hin- und Rückreise mit Eurowings ab 174 Euro. Der ökologische Fußabdruck betrage demnach 549 Kilogramm CO2. Das sind 23 Prozent weniger als im Schnitt aller Flüge nach Mallorca, aber doch fast ein Zehntel der CO2-Menge, die ein Bundesbürger durchschnittlich in einem ganzen Jahr verantwortet.

Daher rät das Portal dazu, für die Mallorca-Reise, 13 Euro in Klimaprojekte zu zahlen. Da die Luftfahrtindustrie bisher noch keine klimaneutralen Flüge anbieten könne, sei dies gegenwärtig noch die beste Lösung diesen Flug klimaneutral zu gestalten. Gablenz’ Drei-Mann-Firma, die bei jeder Buchung eine kleine Provision erhält, sieht noch Wachstumspotenzial: „Auch Hotels und Autovermieter müssen zukünftig sehen, wie sie ökologischer werden“. Kevin P. Hoffmann