In Berlin werden in den kommenden Jahren deutlich mehr Windräder gebaut. „Wie viele Anlagen in Berlin genau in Zukunft aufgestellt werden, ist noch offen“, sagte Energiestaatssekretär Severin Fischer (SPD). Der Ausbau gilt jedoch als sicher. Nach einer gesetzlichen Vorgabe des Bundes muss Berlin bis Ende 2027 mindestens 0,25 Prozent seiner Fläche als sogenannte Vorrangfläche für Windenergie ausweisen, bis Ende 2032 sogar 0,5 Prozent. Letzterer Wert entspricht 446 Hektar – eine Fläche, die größer ist als das Tempelhofer Feld.

Die Senatsverwaltung für Energie hat nun erstmals systematisch untersuchen lassen, welche Flächen infrage kommen. In einer Studie wurden 31 Potenzialflächen mit einer Gesamtfläche von 4300 Hektar ermittelt, auf denen theoretisch Windkraftanlagen aufgestellt werden könnten. Diese liegen vor allem in den Randgebieten der Stadt – insbesondere in Pankow und Treptow-Köpenick, etwa in Blankenfelde, Buch und rund um den Müggelsee. In Pankow stehen auch alle der sechs bisher in Berlin gebauten Großwindanlagen. Diese versorgen im Idealfall rund 18.000 Haushalte mit Strom. Weitere mögliche Flächen liegen laut der Studie in Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf, Steglitz-Zehlendorf, Spandau, Reinickendorf und Charlottenburg-Wilmersdorf, etwa im Grunewald.

Dass auf all diesen Flächen mal Windräder stehen werden, ist jedoch unwahrscheinlich. In der Studie werden die Flächen nach Konfliktrisiken bewertet – von „sehr gering“ bis „sehr hoch“. Letzteres ist etwa der Fall, wenn es ein gesundes Waldgebiet auf der Fläche gibt oder andere Nutzungen wie etwa ein Gewerbegebiet bereits geplant sind. Ein „sehr geringes“ oder „geringes“ Konfliktrisiko hat keine der Potenzialflächen, ein „mittleres“ oder „hohes“ haben rund 300 Hektar. Für den überwiegenden Teil (rund 4000 Hektar) wurde ein „sehr hohes“ Konfliktrisiko ermittelt.

Andere Länder könnten helfen

„In Berlin gibt es nur wenig Flächen, auf denen Windräder ohne größere Zumutungen aufgestellt werden können“, sagte Staatssekretär Fischer. „Durch die dichte Bebauung und die vielen Wälder in Stadtrandgebieten ist das tatsächliche Flächenpotenzial in Berlin – auch im Vergleich zu den anderen Stadtstaaten Hamburg und Bremen – sehr gering.“ Doch die Zeit drängt. Das Planungsverfahren für die Flächen-Ausweisung muss bis Ende Mai eröffnet sein.

Zwar sei der Anspruch, es selbst zu schaffen, die vom Bund vorgegebenen Flächengrößen auszuweisen, sagte Fischer. „Die Studie zeigt aber, dass wir wohl nicht darum herumkommen werden, mit anderen Ländern über Kompensationsflächen zu sprechen.“ Diese Möglichkeit sieht das Gesetz explizit vor. Bis zu 75 Prozent der von Berlin auszuweisenden Fläche könnte ein anderes Bundesland übernehmen. Dazu sei man mit den ostdeutschen Bundesländern bereits in Gesprächen, so Fischer. Welche Gegenleistungen Berlin dafür erbringen wird, sei Gegenstand von Verhandlungen. Dennoch muss Berlin mindestens 111,5 Hektar im Stadtgebiet als Vorrangfläche ausweisen. In den kommenden Monaten sollen – auf Grundlage der nun ermittelten möglichen Flächen – Gespräche mit den Bezirken geführt werden.

Die Berliner Stadtwerke, die außerhalb von Berlin bereits 16 Windkraftanlagen betreiben, erklärten, dass sie in Zukunft auch in der Hauptstadt Windräder betreiben wollen. „Wir gehen davon aus, dass circa 20 bis 30 Windenergieanlagen in Berlin technisch zu realisieren wären.“ Damit könnten etwa zehn Prozent der Berliner Durchschnittshaushalte versorgt werden, sagte Natz.