Am nördlichen Berliner Stadtrand wartet die Wildnis. Auf den weitläufigen Flächen der ehemaligen Hobrechtsfelder Rieselfelder im Naturpark Barnim leben Pferde als Landschaftspfleger für die Biodiversität. Das ganze Jahr über weiden sie draußen und können auf einem speziellen Wildpferderundweg beobachtet werden. Kein Zaun trennt dabei Mensch und Tier voneinander.

Antonia Gerke kennt die Welt der freien Pferde. Im Auftrag der Berliner Forsten informiert sie vor Ort über die Herde. Zum Beispiel darüber, warum gerade Wildpferde als Landschaftspfleger eingesetzt werden. Denn die Vierhufer mit der zotteligen Mähne grasen hier ganz offiziell für den Artenschutz. Mit ihrem Appetit erhalten sie die halboffene Weidelandschaft und schaffen neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere, der sonst zuwuchern würde. Eine besonders robuste Pferderasse kommt dafür zum Einsatz: Koniks. Diese ähneln dem ursprünglichen Wildpferd, das längst ausgestorben ist. „Durch ihre harten Hufe und ihr dichtes Fell sind Koniks besonders widerstandsfähig gegenüber jeder Witterung. Regen oder Kälte können den Tieren nichts anhaben“, beschreibt Antonia die Pferde der Agrar GmbH Hobrechtsfelde.

12 bis 18 Stunden verbringt so ein Wildpferd am Tag mit Fressen. Jetzt nach einer natürlichen Diät im Winter, legen die Pferde wieder schnell an Gewicht zu.

Von den sieben Aussichtspunkten hat man einen guten Überblick über die schier endlosen Weiten des Geländes und kann das spannende Sozialverhalten der Tiere beobachten. Da wird sich gegenseitig am Fellgeknabbert, was den Zusammenhalt der Gruppe stärkt. Aber auch kleine Rangeleien sind normal und regeln die Rollenverteilung innerhalb der Gruppe. Koniks sind echte Kommunikationskünstler.

Als zertifizierte Tierpsychologin kann Antonia die vielfältige Tiersprache der Wildpferde deuten. „Wenn ein Pferd gähnt, ist das ein Ausdruck von Müdigkeit, Verlegenheit oder eine Untergebenheitsgeste. Wenn die Ohren angelegt werden, signalisiert das Angst, Stress, Schmerz oder es ist Gebaren um die Rangordnung.“

Damit die Herde in ihrem natürlichen Verhalten nicht gestört wird, gibt es einige Verhaltensregeln auf der Weide: Die Wege sollen nicht verlassen werden. Die Pferde dürfen nicht gefüttert werden, denn sie finden selbst genügend Nahrung. Auch ein größerer Abstand zu den Tieren sollte immer eingehalten werden. „Kommt doch mal ein Pferd auf Sie zu, dann am besten ignorieren oder laut in die Hände klatschen, damit die Pferde sich wieder entfernen“, so der Rat von Antonia. Tsp