Berlin - In der vergangenen Woche stand Bernd Hahn das vorerst letzte Mal auf dem Fußballplatz. Hahn spielt in der Ü50 des TSV Mariendorf 97 und gewann mit seinem Team in der Landesliga 1:0 bei Eintracht Mahlsdorf. Die neue Pause im Berliner Amateurfußball aufgrund der Coronavirus-Situation zeichnete sich schon ab. Inzwischen ist klar, dass bis mindestens Ende des Monats kein Spielbetrieb stattfindet. Manche rechnen schon mit einer längeren Unterbrechung. „Nach dem Spiel haben in unserer Whatsapp-Gruppe einige schöne Weihnachten gewünscht“, erzählt Hahn, der auch Erster Vorsitzender des Vereins ist.

Normalerweise gehen jedes Wochenende etwa 1500 Partien unter der Regie des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) über die Bühne. Wegen schon bestehender Einschränkungen waren es seit Saisonbeginn knapp die Hälfte. Jetzt sind es null Spiele. „In meiner Brust schlagen zwei Herzen“, sagt Bernd Hahn, „natürlich bedauern wir es im Verein, nicht mehr spielen zu können. Auf der anderen Seite ist die Entscheidung aber auch total verständlich.“

Die erste Männermannschaft der Mariendorfer hatte den Aufstieg in die Berlin-Liga in der im Sommer abgebrochenen Saison knapp verpasst, wollte erneut vorn mitspielen. Das tut sie auch, ist Fünfter – mit drei ausgetragenen Spielen. Auch andere Mannschaften in den beiden Landesliga-Staffeln stehen erst bei drei Begegnungen, die Höchstzahl liegt bei fünf. In den Kreisligen durften manche Vereine sogar erst zweimal ran. Und nun ist erneut Pause.

Terminprobleme gibt es noch nicht, weil in den meisten Ligen nur eine Hinserie gespielt werden soll und dafür bis Juni Zeit ist. „Von der Landesliga abwärts mache ich mir zurzeit keine Sorgen“, sagte Joachim Gaertner, Präsidialmitglied Spielausschuss im Verband, der „Fußball-Woche“. In der Berlin-Liga werde es hingegen laut Gaertner kritisch. Hier sollen die nach dem Rückzug von Berlin United 20 verbliebenen Mannschaften jeweils 38 Partien austragen. Derzeit stehen sie bei acht bis zwölf.

„Es ist schwierig, die Leute bei Laune zu halten“, sagt Hahn. Und meint nicht nur die fehlenden Spiele. Auch trainieren ist vielen Mannschaften nicht gestattet. Vor allem in der A- und B-Jugend sieht Hahn Probleme. „In dem Alter haben die Jugendlichen ohnehin oft andere Interessen. Wenn bei uns nichts stattfindet, ist die Gefahr groß, dass sie aufhören.“

Doch es gibt auch positive Meldungen. In zwei Bundesländern ist das Training nicht komplett untersagt. In Mecklenburg-Vorpommern gilt die Ausnahme für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, in Berlin für alle bis zwölf Jahre. Die feste Gruppe darf maximal elf Personen umfassen, darunter einen Betreuer. Vor einigen Monaten hatte der Berliner Verband reichlich Kritik geerntet, weil beispielsweise in Brandenburg viel früher wieder trainiert und gespielt werden durfte. Diesmal ist Berlin dagegen weit vorn – als „vorbildhaft“ lobte der Deutsche Fußball-Bund die Lösung. „Wir sind dem Senat dankbar für diese Regelung, die ich für eine gute Regelung halte“, sagt BFV-Geschäftsführer Kevin Langner.

Carsten Maaß war fast drei Jahrzehnte Jugendleiter beim SV Empor, in dessen Nachwuchsabteilung mehr als 600 Kinder und Jugendliche aktiv sind. Inzwischen ist Maaß Geschäftsführer des Gesamtvereins, aber immer noch stark in die Nachwuchsarbeit involviert. Er hätte sich gewünscht, dass die Altersgrenze beim Training höher gesetzt wird, sagt aber auch: „Eine Grenze zu ziehen ist nicht einfach. Wir sind froh, dass sich die Kleinsten bewegen dürfen.“ Diese Möglichkeit werde sehr gut angenommen. Eine D-Jugend mit 16 Kindern beispielsweise trainiere nun in zwei Gruppen auf je einem Viertel des Feldes zu acht.

Maaß ist auch Mitglied der neu gegründeten Task Force Spielbetrieb des Verbandes. Dort haben sich einzelne Vereine gemeldet und auf ein Problem hingewiesen. Eltern dürfen ihre Kinder zum Training bringen, sich aber danach nicht am Platz aufhalten. Auf kleinen Anlagen sei es jedoch vorgekommen, dass sie draußen vor dem Tor zusammen warten. „Da muss etwas geändert werden. Es ist doch sinnvoller, wenn sich die Eltern mit Abstand um den Platz verteilen, als draußen stehen zu müssen“, sagt Maaß.

Der Verband hat mit einem Appell auf der Webseite reagiert. „Der BFV bittet Vereine sowie Eltern und andere Angehörige darum, die geltenden Maßnahmen zum Infektionsschutz einzuhalten“, heißt es dort. Geschäftsführer Langner sagt: „Wir müssen die Situation akzeptieren wie sie ist. Dass der Trainingsbetrieb zumindest teilweise erlaubt ist, ist ein kleines Pflänzchen, das wir hegen und pflegen sollten.“