Die aufgeheizte Situation im Nahostkonflikt zeigt sich in den Einrichtungen des Kinder- und Jugendhilfswerks Arche. Nach mehreren Terminen in seinen Häusern hat Arche-Sprecher Wolfgang Büscher während der vergangenen Tage den Hass muslimischer Jugendlicher selbst erlebt.

Zunächst habe er die vielen hochgereckten Zeigefinger nicht einordnen können, sagt Büscher. Mehrfach umringten ihn so muslimische Jugendliche, mit denen er das Gespräch suchte. Diese hätten auch nach Aufforderung nicht von der unter Islamisten verbreiteten Geste gelassen. „Es gibt nur einen einzigen Gott, und das ist Allah“, so habe man ihn provozieren wollen, sagt der Sozialarbeiter.

Dann geschah Wolfgang Büscher ein Missgeschick: Er vergaß einen Sticker am Revers. Im Rahmen seiner Tätigkeit für einen Hilfsverein von Holocaustüberlebenden trug der 65-Jährige eine kleine deutsch-israelische Fahne. „Ich vergesse normalerweise nie, sie zu entfernen“, sagt er, bevor er seine Einrichtungen betrete. „Ein Zwölfjähriger hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass er mich jetzt hasst.“ Die Juden hätten ihm sein Land weggenommen –das würden sie sich nun zurückholen, habe er gesagt.

Eine solche Begegnung mit Älteren, sagt Büscher, hätte brutal für ihn ausgehen können: „Zuerst schneiden wir den Juden die Kehle durch, dann den Schwulen und zum Schluss den Christen!“ So hätten sich Jugendliche vor Ort geäußert, schreibt die „Bild“-Zeitung. Büscher bestätigt Drohungen dieser Art.

Radikalisierung über Jahre

„Unsere Probleme haben nicht erst mit dem Überfall der Hamas auf Israel begonnen“, so äußerte sich eine Mitarbeiterin gegenüber Büscher. Die Radikalisierung zeichne sich seit Jahren ab. Doch so deutlich wie seit dem Hamas-Angriff traten die Integrationsprobleme mit muslimischen Kindern und Jugendlichen vorher nicht zutage. Büscher warnt: „Wenn wir jetzt nicht eingreifen und Geld in die Hand nehmen, dann werden wir in unserem Land riesige Probleme bekommen.“ In ganz Deutschland betreut die Arche in mehr als 30 Einrichtungen täglich bis zu 7000 Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Familien. 60 bis 70 Prozent der Älteren seien arabischer Herkunft. In Hellersdorf, wo mehr als 1200 Jugendliche betreut werden, ist etwa die Hälfte muslimisch.

Integration funktioniert nicht

Die meisten der im Berliner Osten angesiedelten Muslime seien seit der großen Fluchtbewegung aus Syrien seit 2015 gekommen, sagt Büscher. Die Integration dort hat kaum Früchte getragen. Viele arabische Kleinkinder würden keinen Platz in Kitas bekommen, weil ihre Eltern zu Hause sind. Schon dort finde eine Radikalisierung statt.

„Wir müssen versuchen, westliche Werte und deren Erziehung in Einklang zu bringen“, sagt der Sozialarbeiter. Integrationsarbeit, die statt der auf private Spenden angewiesenen Hilfsorganisation eigentlich staatliche Institutionen leisten müssten. Dazu sei die Politik nicht in der Lage. Statt die Geflüchteten in der Stadt zu verteilen, würden sie an Brennpunkten konzentriert. Wenn die Integration über den Arbeitsmarkt nicht funktioniere, drohe weitere Radikalisierung –auch in der nächsten Generation. Zentral sei, dass Kinder aus muslimischen Familien in Schulklassen nicht in die Mehrzahl gerieten, so Büscher.