Es gibt vor allem eine Frage, die die Erwachsenen unter den Bibi-Blocksberg-Fans bis heute bewegt: Wo ist Boris? Der Bruder der jungen Hexe mit dem blonden Pferdeschwanz tauchte zuletzt in Hörspiel-Folge 9 auf. Da erfuhren die Hörer:innen, dass Boris schlimmen Husten habe und nun zu seinen Großeltern an die Nordsee gezogen sei. Das war 1983 und viele fragen sich: Warum wurde Bibis Bruder nie wieder erwähnt, warum besucht ihn die Familie nie, schreibt ihm nicht einmal Weihnachtskarten? Ganze Internetforen drehen sich um Bibis Bruder. Es gibt einen satirischen Boris-Twitteraccount, eine Boris-Ballade und einen eigenen Fan-Podcast, der eine alternative Version der Geschichte erzählt: Im Hörspiel „Boris rächt sich“ wird Familie Blocksberg Opfer eines geheimen Komplotts.

Grund genug für Kiddinx, das Unternehmen hinter Bibi Blocksberg, Benjamin Blümchen und Co, dem Mysterium einmal von offizieller Seite aus nachzugehen. „Wir haben eine riesige Social-Media-Community“, sagt Ninette Müllensiefen von Kiddinx mit Sitz in Neukölln. „Wir dachten aber früher immer: Wen interessiert denn, was bei uns hinter den Kulissen läuft?“ Dabei war ihnen schon länger klar, dass es eine große erwachsene Bibi-Blocksberg-Fangemeinde gibt. Bei Youtube konkurriert der offizielle Bibi Blocksberg-Kanal mit fast 400 000 Abonnent:innen längst mit bekannten Influencern. „Aber wir wussten nicht, dass die Fans wirklich jedes Detail wissen wollen“, sagt Müllensiefen.

Im Jahr bekomme das Unternehmen bis zu 100 000 Kommentare und Anfragen in den sozialen Medien. „Und jeder möchte uns seine persönliche Bibi-Geschichte erzählen und seine persönliche Frage los werden“, sagt Müllensiefen. Kiddinx habe den Anspruch, jeden Kommentar zu beantworten, es gibt dafür auch eigene Mitarbeiter:innen. Dabei gibt es auch diese Fragen, die sich immer wiederholen – wie etwa jene nach Boris Blocksberg. So entstand die Idee, den Podcast „Bibi Blocksberg und die Generation Kassettenkinder“ zu starten – er richtet sich also vor allem an jene, die in den 1980ern und 1990ern mit den Kiddinx-Hörspielen groß geworden sind.

Der erste Sprecher des Podcasts stand schnell fest: Der selbsterklärte „Springer aus Herten“, Moderator Stefan Springer. Springer ist der wohl prominenteste Bibi-Fan Deutschlands: In Youtube-Videos und auf Instagram kommentiert er seit mehreren Jahren alte und neue Hörspielfolgen, auch an dem eingangs erwähnten Fanhörspiel zu Boris Blocksberg wirkte er mit. „Jemanden, der so ein akribisches Wissen zu unseren Hörspielen hat, gibt es auf der ganzen Welt nicht noch einmal“, sagt Ninette Müllensiefen.

Als Pendant bekam Stefan Springer die Bloggerin und Filmkritikerin Antje Wessels an die Seite, selbst Fan seit Kindheitstagen. „Antje war der totale Glückstreffer“, sagt Müllensiefen und ergänzt: „Selbst ich könnte mich nach 20 Jahren Kiddinx nicht adäquat mit Stefan austauschen.“ Dazu kommen Gäste wie etwa Elfie Donnelly, die Erfinderin von Bibi Blocksberg, oder Susanna Bonaséwicz, die der jungen Hexe seit 41 Jahren ihre Stimme leiht.

Stefan Springer sitzt beim Gespräch, das per Videocall stattfindet, vor einer hohen Regelwand, dicht befüllt mit CD- und DVD-Hüllen. „Ich bin ein Bibi-Blocksberg-Fan praktisch seit der ersten Stunde, ich habe meine erste Kassette mit drei Jahren bekommen“, sagt der 38-Jährige. Über die Jahre sei die Hörspielsammlung angewachsen, „und wie das irgendwann so ist kann man die Kassetten dann mitsprechen“, sagt er.

Dann sei jene Phase gekommen, die aus seiner Sicht die meisten Hörspielfans erleben: Im Teenageralter habe er sich zu alt für Kinderhörspiele gefühlt. „Pustekuchen! Nach dem Abitur war ich wieder voll dabei“, sagt er. Dann habe er irgendwann herausgefunden, dass Kiddinx auf Youtube jeden Monat ein Hörspiel in kompletter Länge hochlädt und angefangen, diese dann zu kommentieren. So kam der Kontakt zu Kiddinx zustande – und so schuf Springer sich seine eigene Fangemeinde.

Woher kommt sie eigentlich, diese Faszination für die Geschichten der blonden Hexe? „Ich glaube, es hat ein Stück weit mit Nostalgie zu tun“, sagt Antje Wessels. Oft ginge der erste Kontakt von den Eltern aus, die den Kindern das Hörspiel, früher auf Kassette, mittlerweile oft als Stream, vorspielten. „Und dann hat man drei Möglichkeiten: Entweder man findet das gut und bleibt als Kind dabei, man findet das nicht gut und nach einer Folge ist Schluss – oder man findet das gut und bleibt dann halt für immer dabei“, sagt Wessels. Nach der, wie sie sagt „typischen pubertären Pause“, seien die Hörspiele für viele Ältere eine Möglichkeit, sich noch einmal in die eigene Kindheit zurückzudenken. Hörspiel an und eintauchen in die heile Welt also.

Stefan Springer bezeichnet sich selbst als „typischen Nostalgiker der 80er und 90er“ und deutet dabei auch auf das Regal hinter ihm, in dem sich die dazu passende Musik stapelt. „Ich glaube, es liegt auch daran, dass die Geschichten so zeitlos sind“, sagt er. Viele Folgen aus den 1980ern könnten auch 2021 spielen. „Es gibt viele Dinge, die man erst als Erwachsene versteht oder später anders wahrnimmt“, sagt Wessels.

In der elften Podcast-Folge, „Versteckte Anspielungen und Gags“, sprechen Wessels und Springer über die Namen der auftauchenden Figuren, etwa den Arzt „Gelenkus Knackus“, und Andeutungen auf Themen wie den Kalten Krieg, häusliche Gewalt, Massentierhaltung oder Seitensprünge. „Es gibt keine Zeit, in der man Bibi Blocksberg hört – es gibt nur eine Zeit, in der man Bibi Blocksberg nicht hört“, sagt Antje Wessels.

Gerade in der Coronazeit hätte das Phänomen Hörspiel – das aus Ninette Müllensiefens Sicht ein ziemlich deutsches ist – auch noch mal viel Aufwind bekommen. Während der Lockdowns sei die Flucht in Bibis Welt für viele ein Ausweg aus der Realität gewesen. „Gerade in Zeiten, in denen man denkt: Jetzt findet draußen der totale Kontrollverlust statt, sieht man bei Bibi, dass sie das immer irgendwie hinbekommt“, sagt Müllensiefen. „Dieses Hexen ist einfach so ein Wunsch, den jeder von uns manchmal gerne hätte.“ Oder auch Kartoffelbrei, Bibis Besen, um schnell in eine andere Welt zu entschweben. Hex, hex!

Den Podcast „Bibi Blocksberg und die Generation Kassettenkinder“ gibt es bei allen gängigen Anbietern, jeden Freitag erscheint eine neue Folge. Weitere Infos: https://www.kiddinx.de/bibipodcast

Komm zu uns! Stefan Springer und Antje Wessels machen gemeinsam einen Bibi-Blocksberg-Podcast für die Generation Kassettenkinder also jene, die in den 1980ern und 1990ern mit den Hörpspielen groß geworden sind. Hier werden auch immer wiederkehrende Fragen rund um die kleine Hexe geklärt. Foto: KIDDINX Media GmbH