Die Rad-Raserei auf Fußwegen ist Alltag geworden. An kaum einem Ort sind Fußgänger wirklich geschützt vor Fahrrad- oder E-Roller-Fahrern. Nun wurde gleich von vier Fraktionen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mehr Schutz fürs Fußvolk auf seinen eigenen Wegen gefordert.

Einstimmig beschloss die BVV im Dezember einen gemeinsamen Antrag von SPD und CDU, künftig „Schwerpunktkontrollen“ für Radfahrer an exponierten Orten im Bezirk durchzuführen. Es komme „im Zuge der Stärkung des Radverkehrs (...) immer wieder zu gefährlichen Situationen“ mit Fußgängern, auch durch „rücksichtsloses und regelwidriges Verhalten“.

Ordnungsamt und Polizei sollen Kontrollen intensivieren

Deshalb soll das bezirkliche Ordnungsamt „ab dem 2. Quartal 2024 im Rahmen von Verbundeinsätzen mit der Berliner Polizei besonderes Augenmerk auf Schwerpunktkontrollen von Radfahrenden“ legen. Und zwar an Orten, „an denen es immer wieder Beschwerden von Bürger:innen über rücksichtsloses Verhalten von Radfahrenden gibt“.

Exemplarisch aufgezählt wurden der Schlosspark Schönhausen, die Schönhauser Allee Ecke Dänenstraße sowie Ecke Eberswalder Straße, der S-Bahnhof Prenzlauer Allee und die Prenzlauer Allee Ecke Ostseestraße. Geplant ist, Verwarnungsgelder und Bußgelder mit einer Informationskampagne für mehr Rücksicht im Straßenverkehr zu verbinden, die sich insbesondere an Radfahrende richtet.

„Dass Radfahrende sich rücksichtslos im Straßenverkehr verhalten, hat eben nicht nur mit fehlenden Radwegen zu tun, sondern auch mit Unkenntnis, Desinteresse oder Fehleinschätzung“, erklärt die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Ahrens. „Es reicht nicht aus, die wichtigen Regeln des Straßenverkehrs nur in Klasse 4 der Berliner Grundschulen zu thematisieren.“

Zum einen müsse hier aufgeklärt werden, so Ahrens. „Für diejenigen, die wider besseres Wissen dennoch keine Achtsamkeit im Straßenverkehr an den Tag legen, gibt es eben das Mittel der Schwerpunktkontrollen und das soll das Bezirksamt auch anwenden.“

Rüpel-Radler auf dem Hauptweg des Schlossparks Schönhausen stellten Grüne, CDU und FDP ins Zentrum ihres Antrags. Der Weg führt entlang der Panke und soll der Erholung dienen – tatsächlich ist er inzwischen selbst eine ziemliche Stressquelle. Denn er ist seit 2007 Teil des stark frequentierten Radfernwegs Berlin-Usedom und gleicht meist seither eher einer Ausfallstraße als einem idyllischen Parkweg. Immer mehr, größere und schnellere Zweiräder flitzen täglich durch die beliebte Grünanlage und bedrängen die Fußgänger - vor allem Kinder und Ältere sind gefährdet.

Deshalb soll das Bezirksamt dazu bewegt werden, „an geeigneten Stellen Schilder und Markierungen anzubringen, die verdeutlichen, dass die Fußgänger:innen auch dort Vorrang vor dem Radverkehr haben“. Dabei soll man sich in Pankow an anderen Bezirken wie Spandau orientieren, die bereits solche Schilder angebracht haben.

Im Schlosspark Schönhausen sei der Vorrang für Fußgänger vielen Radfahrenden nicht bekannt, heißt es zur Begründung. „Daher fahren sie oft mit erhöhter Geschwindigkeit durch die Grünanlage. Dabei kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen.“ Mehrere Schilder und Markierungen sollen sie künftig „darauf hinweisen, dass das Radfahren erlaubt ist, aber sich den Zufußgehenden unterordnen muss“. Der Antrag wurde in den Umwelt- und den Mobilitätsausschuss zur Beratung verwiesen.