Wie viel Befreiungspotenzial steckt im Hass? Gar keines. Hass macht brutal und skrupellos. Diese Tatsache ist historisch bestens belegt. Wir sollen unsere Feinde lieben, heißt es in der Bibel, nicht jeder schafft das. Den Feind wenigstens nicht zu hassen, sollte machbar sein.

Hass ist salonfähig geworden, nein, nicht nur an den politischen Rändern, da war er es immer, sondern im Mainstream. Über ein Buch mit dem Titel „Ich hasse Männer“ wird zum Beispiel ernsthaft diskutiert. Bei einem Buch mit dem Tenor „Ich hasse alle Muslime“ wäre das wohl nicht der Fall. Daran ist auch zu erkennen, wie weit diese Gesellschaft sich von der Idee der Gleichheit entfernt hat. Ich meine nicht gleiche Gehälter, sondern gleiches Recht, gleiche Spielregeln, gleichen Schutz für alle. Diese Gleichheit ist eine der Grundlagen der modernen Demokratie. Ein neuer Typus von Hasspredigern ist gegen Diskriminierung, gegen Ausgrenzung, gegen Rassismus, gegen Zensur, aber nur, wenn es sie und ihre Freunde betrifft. Bei den anderen ist fast alles erlaubt. Den Widerspruch, der darin steckt, erkennen sie nicht, sie sind zu dumm dazu. Hass macht dumm.

Ein Lieblingswort der neuen HassIdeologie heißt „strukturell“. Es gebe „strukturellen Rassismus“, „strukturellen Sexismus“ etcetera. Das klingt diskussionswürdig. Gemeint ist damit aber, dass jeder Angehörige bestimmter Gruppen, etwa jeder Weiße oder jeder Mann, von Geburt an mitverantwortlich sei für alles, was andere Weiße und andere Männer je an Üblem getan haben. Menschen werden also ohne Ansehen der Person in Gut und Böse sortiert. Entkommen können sie der Verdammung nur, indem sie sich bedingungslos ihren Anklägern unterwerfen. Schuldig geboren: Das gleiche Denkmuster findet sich im Faschismus, im Kommunismus und im Islamismus.

Wie dort, so wird auch hier die Realität geleugnet, wenn sie nicht zur Lehre passt. Geleugnet wird, dass viele Männer und Weiße gar nicht privilegiert sind. Unterschlagen wird, dass bis heute, neben manch Üblem, auch die meisten Errungenschaften der Menschheit weißen Männern zu verdanken waren. Verdrängt wird, dass bei konsequenter Anwendung des Erbschuld-Prinzips auch viele Nichteuropäer im Topf der Bösen zu finden wären. Sklavenhaltung, Völkermord und Diskriminierung gibt es sogar noch heute in Afrika und der islamischen Welt. Es ist eine giftige, menschenfeindliche Lehre, die da um sich greift. Ihren Verfechtern geht es nur vordergründig um die Befreiung von Diskriminierung und um Gerechtigkeit, so wie es dem Kommunismus ja auch nicht wirklich um die Befreiung der Völker ging. Sie möchten selber diskriminieren. Sie wollen eine andere Welt, aber keine bessere.