Berlin - Ein Dämpfer in der Sommerpause: Nach dem aktuellen Politbarometer von ZDF und Tagesspiegel sinkt die Zufriedenheit der Deutschen mit dem politischen Spitzenpersonal merklich. Oder die Unzufriedenheit wächst. Je nachdem. Das Bemerkenswerte an der Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen ist, dass es alle trifft, quer durch die Parteien. Zwar bleibt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) der am besten bewertete Politiker. Aber mit einer Einstufung von 1,6 (auf der Skala von minus fünf bis plus fünf) bei allen Befragten liegt er doch 0,4 Punkte schlechter als Anfang Juli. Außenministerin Annalena Baerbock verliert an Boden, Kanzler Olaf Scholz wird schlechter bewertet, wie auch sein SPD-Genosse Karl Lauterbach, der Gesundheitsminister (siehe Grafik). Finanzminister Christian Lindner ist in den Minusbereich gerutscht – sein schlechtester Wert bisher. Dort rangiert er zusammen mit den Unions-Größen Markus Söder und Friedrich Merz.

Was ist da los? Matthias Jung von der Forschungsgruppe erklärt es so: „Zu den Problemen, welche die Befragten umtreibt, kam die Hochzeitsfeier des Bundesfinanzministers auf Sylt mit viel politischer Prominenz hinzu.“ Die Reaktion sei gewesen: „Die da oben“ ließen es sich in einer Krisensituation gut gehen. „Insofern ist das Abrutschen aller Spitzenleute in dieser Umfrage auch von diesem einmaligen Ereignis geprägt“, sagte Jung dem Tagesspiegel. Viel differenziert wird dann nicht. „Den Beginn eines Trends kann man daraus vorläufig nicht ableiten“, ergänzt der Meinungsforscher.

Doch scheint sich insgesamt eine leichte Stimmungseintrübung eingestellt zu haben. Das trifft zuerst die Bundesregierung. Sie wird etwas schlechter bewertet als in den Vormonaten – mit 0,4 nach zuletzt 1,0 Punkten. Wobei die Grünen (0,7) weiterhin vor den Sozialdemokraten (0,5) und der FDP (minus 0,2) rangieren. Statt exakt zwei Dritteln der Befragten vor zwei Wochen sind es jetzt nur noch 57 Prozent, die mit der Arbeit der Ampel-Koalition alles in allem zufrieden sind. Scholz als Kanzler fällt bei der Zufriedenheit von 64 auf 58 Prozent. Es sind noch immer gute Werte.

Noch rangiert die Inflation (die derzeit vor allem auf die Energiepreise zurückgeht) erst an dritter Stelle in der Problemwahrnehmung der Bürger. Ein knappes Drittel nennt die Preissteigerung, wenn es darum geht, was die Leute derzeit vor allem umtreibt. Mit je 40 Prozent davor liegen die Themenkomplexe Umwelt- und Klimaschutz sowie der Ukraine- Krieg. Die Pandemie ist in den Hintergrund gerückt – nur neun Prozent fühlen sich genügend bedrängt, um es als wichtigstes oder zweitwichtigstes Thema zu nennen.

Was das Parteienfeld angeht, hat Sylt nicht durchgeschlagen. In der Projektion der Forschungsgruppe bewegt sich praktisch nichts: Union 26 Prozent, Grüne 25 Prozent, SPD 21 Prozent. Die AfD kommt auf elf, die FDP auf sechs Prozent. Die Linke bleibt mit fünf Prozent Schlusslicht. Dass sich die Grünen – als Partei wie auch mit Blick auf das Spitzenduo Habeck/Baerbock – gut behaupten, hängt laut Jung damit zusammen, „dass sie im Vergleich der Parteien ihre spezifische Problemsituation – Stichwort zuletzt: mehr Strom aus Kohle – noch am besten beherrschen.“ Albert Funk