Mein Team liegt mit einem Tor zurück und es sind nur noch wenige Sekunden zu spielen. Wir benötigen mindestens ein Unentschieden, um als Sieger aus dem Turnier herauszugehen. In der allerletzten Sekunde schießt einer meiner Teamkollegen das Tor zum Ausgleich, ein satter Schuss in den Winkel. Das ganze Team springt auf, auch die Spieler auf der Ersatzbank jubeln über das Tor.

Ich bin Nicolaus Lehmkühler, 14 Jahre alt, und spiele seit zehn Jahren für den TC-Blau-Weiß in Berlin Hockey. Nach all den Jahren begeistert mich der Sport immer wieder aufs Neue, wenn ich schön herausgespielte Tore sehe, oder unser Team nach einem Rückstand wieder in Führung gerät. Genauso schön ist es allerdings, wenn wir mal mit großem Abstand vorne liegen, auch das ist ein berauschendes Gefühl. Einmal stand ich bei einem 10:0 auf dem Feld, da taten die Gegner mir sogar ein wenig leid.

Häufig wird Hockey mit Eishockey verwechselt

Häufig wird Hockey mit Eishockey verwechselt. Das könnte auch daran liegen, dass in Nordamerika Eishockey als Hockey bezeichnet wird und Hockey da nur unter dem Namen Feldhockey bekannt ist. Eishockey hat eben mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, aber mich zumindest stört das nicht. Im Hockey geht es eben bei den Profis nicht um so viel Geld und daher hat die Sportart auch einen ganz eigenen Charakter. Zum Hockey gehören sowohl Feldhockey als auch Hallenhockey. Feldhockey spielt man draußen auf einem Kunstrasenfeld, das ungefähr die Größe von einem Fußballplatz hat, genauer gesagt 91,4 Meter lang und 55 Meter breit ist. Der Platz beim Hallenhockey ist so groß wie ein Handballfeld, also 40 Meter lang und 20 Meter breit. Das Regelwerk von Hallen- und Feldhockey unterscheidet sich in einigen Aspekten, wobei das grundsätzliche Ziel erhalten bleibt.

Meistens verliert für mich im Spiel alles andere an Priorität

Die kleine Episode vom Anfang ist aus der Halle, sie zeigt gut, was mich am Hockey so fasziniert. Natürlich gibt es in jeder Mannschaft Leistungsunterschiede. Trotzdem gewinnt nie ein einzelner Spieler. Mir macht es immer Spaß auf dem Feld zu stehen und ich versuche dabei, das Beste rauszuholen.

Meistens verliert für mich im Spiel alles andere an Priorität. Das Gefühl eines Sieges ist für mich sehr anders als das bei einer guten Schulnote oder etwa einem Tennismatch, bei dem man hervorragend gespielt und gewonnen hat. Mit seinen Freunden, mit denen man mehrmals in der Woche trainiert und viel Zeit verbringt, ein Spiel zu gewinnen, das ist etwas ganz Besonderes.

Weitere Aspekte, die mir an Hockey so gefallen, sind die Schnelligkeit und die Vielfältigkeit. Das Spiel verläuft dynamisch auf Grund der hohen Geschwindigkeit, mit der der Ball bespielt wird. Großchancen kommen oft Schlag auf Schlag. So kommt es nicht selten vor, wenn beide Mannschaften eine offensive Taktik spielen, dass ein Spiel auch mal mit 4:5 endet. Eine Mannschaft, die mit zwei Toren hinten liegt, ist noch längst nicht geschlagen.

Hockey ist für mich die beste Freizeitbeschäftigung

Das hat auch das deutsche Nationalteam der Männer bei der Weltmeisterschaft in Indien vor Kurzem bewiesen. Obwohl sie in drei verschiedenen K.o.–Spielen (Achtelfinale, Halbfinale und Finale) 0:2 hinten lagen, sind die Deutschen immer zurückgekommen und haben sich letztendlich den Titel geholt. Natürlich hat mich das als Fan gefreut.

Letztes Wochenende hat unsere Mannschaft leider knapp die Qualifikation für die Nord-Ost-Deutsche Meisterschaft verpasst. Auf dem Feld hingegen waren wir erfolgreicher und haben es geschafft, den zweiten Platz bei der Berliner Meisterschaft zu erringen.

Auch wenn ich Hockey als Hobby betrachte und sicherlich nie so weit kommen werde, wie das Weltmeisterteam von 2023, habe ich nicht vor, in näherer Zukunft mit dem Hockeyspielen aufzuhören. Nach wie vor bereitet es mir große Freude mit meinen Kameraden für das nächste Spiel zu trainieren und es ist auch ein wenig Ablenkung vom Alltag.

Viele Jugendliche denken wahrscheinlich, dass die Zeit für Hausaufgaben und Lernen für einen Schüler knapp wird, wenn man nebenbei noch eine Sportart betreibt. Für mich ist das allerdings nicht so, Hockey ist für mich die schönste Möglichkeit, meine Freizeit zu verbringen. In die Schule gehe ich trotzdem gerne, meistens jedenfalls.

Nicolaus Lehmkühler wohnt in Dahlem und ist zur Zeit Schülerpraktikant beim Berlin-Sport im Tagesspiegel.