Strausberg - In der Hauptstadtregion wird weiter nach einem Standort für ein neues Cloud-Rechenzentrum von Google gesucht, nachdem der Standort Neuenhagen im Landkreis Märkisch-Oderland wegen Wassermangels verworfen worden sein soll. „Die Standortsuche für ein Rechenzentrum von Google in Brandenburg ist nicht abgeschlossen, sie läuft weiter“, sagte Brandenburgs SPD-Wirtschaftsminister Jörg Steinbach am Freitag dem Tagesspiegel. Die Neuenhagen-Meldungen wollte er nicht kommentieren: Er bitte um Verständnis, „dass wir uns in diesem Stadium grundsätzlich nicht äußern“, sagte Steinbach. „Es geht schließlich um eine bedeutende Innovationsinvestition für Brandenburg, für Deutschland.“

Der US-Technologiekonzern hatte Ende August eine Milliardeninvestition in Deutschland angekündigt, zu der auch zwei große Cloud-Rechenzentren gehören. Eins soll in Hanau entstehen, eins in der Hauptstadtregion. Zu den Meldungen, denen zufolge Neuenhagen (Märkisch-Oderland) wegen nicht ausreichenden Wassers verworfen wurde, gibt es auch von Google keine Bestätigung.

Neuenhagen liegt wie die neue Tesla-Gigafactory Grünheide im Gebiet des Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE), der als erster Versorger im Land wegen Wasserknappheit für Spitzentage die Kontingentierung von Trinkwasser – also Maximalverbrauchsgrenzen für Haushalte und Gewerbe – vorbereitet. Wer diese dann überschreitet, muss mit höheren Wasserpreisen oder Sanktionen rechnen, so der Ansatz.

Hintergrund ist die sich verschärfende Wasserknappheit in Brandenburg. Das Bundesland ist zwar gewässerreich, aber dennoch wasserarm, was mit den im deutschen Vergleich geringen Niederschlägen zusammenhängt. Umweltverbände fordern schon lange Gegenmaßnahmen. Zu den neuen Entwicklungen sagte Christiane Schroeder, Geschäftsführerin des Brandenburger Naturschutzbundes (Nabu) dem Tagesspiegel: „Es ist nicht Afrika: Der Verteilungskampf um das Wasser ist in Brandenburg angekommen.“ Sie verwies auch auf sinkende Wasserspiegel wie am Strausssee und höheren Wasserverbrauch durch Ansiedlungen wie Tesla und durch den Zuzugsdruck.

Um damit umzugehen, sei auf Landesebene ein strukturiertes Management und unter den regionalen Wasserversorgern eine viel engere Kooperation nötig, sagte Schroeder. Vor allem müsse in den Regionalplänen ausgewiesen werden, wo ausreichend Wasser vorhanden sei, um dort Industrie mit hohem Wasserbedarf ansiedeln zu können. Auch Michael Ganschow, Geschäftsführer der Grünen Liga, sagt: „Man muss die Wasserverfügbarkeit in die Landesentwicklungsplanung aufnehmen.“ In anderen Ländern sei das bereits gang und gäbe: „Das ist ein Versäumnis.“ Ohne diese Klarheit drohe die Wasserknappheit zu einem Ansiedlungsnachteil zu werden. Thorsten Metzner

Gewässerreich. Und doch wasserarm. Mit diesem Paradox muss Brandenburg endlich umgehen, fordern Umweltverbände etwa in der Land- entwicklungsplanung. Foto: Patrick Pleul/dpa