Herr Rösner, Ihre Schule feiert am 7. Juli ihre Gründung vor 50 Jahren, obwohl die damalige Gesamtschule kaum etwas mit der heutigen Eliteschule des Sports gemeinsam hatte. Wie schaffen Sie den Spagat?

Die Schule ist als Gesamtschule in Nord-Charlottenburg gestartet und nun dürfen wir seit fast zehn Jahren an diesem wunderschönen Schulstandort im Olympiapark arbeiten. Das Konzept der Gesamtschule beinhaltet, dass alle Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernen, um unabhängig von ihrer Herkunft bestmögliche Bildungschancen erlangen. Dieser Tradition fühlen wir uns auch als Eliteschule des Sports weiterhin verpflichtet.

Ein wichtiges Standbein Ihrer Schule ist der Fußball. Sie kooperieren eng mit Hertha BSC, was sich aufgrund der räumlichen Nähe anbietet. Was bedeutet Herthas Abstieg für Ihre Schule?

Aus dem Abstieg ergeben sich für uns als Schule keine negativen Veränderungen. „Schlechtere Zeiten“ lassen Partner nach geeigneten Möglichkeiten aus der Krise suchen. Aus Gesprächen mit einigen Schülern entnehme ich die Erkenntnis für die jungen Spieler, durch den neuen „Berliner Weg“ jetzt eine größere Chance zu haben, in die erste Mannschaft zu gelangen: Der Verein will und muss sich jetzt ja mehr auf die eigenen, also die Berliner Kräfte besinnen. Die Motivation für unsere Schüler ist definitiv noch einmal gestiegen, sich zu beweisen.

Sie bieten Herthas BSC Nachwuchs schulische Bildung. Was bietet Hertha Ihnen?

Hertha BSC ist ein sehr verlässlicher Partner. Der Verein unterstützt unser schulisches Fußballtraining in allen Altersklassen durch kompetentes Personal. Dies gilt übrigens auch für den neu eingeschulten weiblichen Bereich. Ohne Hertha BSC könnten wir das schulische Fußballtraining nicht so professionell durchführen. Die personellen Ressourcen, die wir im Fußball als Schule einsparen, können wir in die anderen Sportarten an unserem Standort geben. Darüber hinaus initiieren wir im Verbundsystem gemeinsame Bildungsprojekte und unterstützen soziale Projekte für die gesamte Schule.

Der Deutsche Sportbund evaluiert gerade die Eliteschulen des Sports, weil sie nicht durchgängig als erfolgreich gelten. Haben Berlins drei Eliteschulen etwas zu befürchten?

Wir, an diesem Schulstandort, schauen auf die Ergebnisse der Evaluation und prüfen, wo und wie wir uns verbessern können. Erste Erkenntnisse haben wir für uns schon gewonnen und werden diese in der Schulprogrammarbeit umsetzen. Eine zentrale Erkenntnis für uns ist, dass wir die Zusammenarbeit zwischen Schule und Sport weiterhin optimieren müssen. Wir dachten eigentlich, dass wir in dieser Frage schon sehr weit sind, aber wir werden hier gemeinsam mit dem Sport weitere Optimierungsmöglichkeiten suchen und finden.

Eigentlich sollen die Eliteschulen Internate haben, damit auch auswärtige Schülerinnen und Schüler bei Ihnen gefördert werden können. Warum haben Sie noch immer kein Internat?

Grundsätzlich stehen auch dieser Schule Internatsplätze zur Verfügung, nur noch nicht am Standort. Seit Jahren unterstützt uns die Berliner Politik darin, dies zu ändern, leider sind wir in der Umsetzung noch nicht erfolgreich. Ich weiß, dass sich einige Unterstützer in unserer Verwaltung sehr intensiv um die Realisierung bemühen. Wir hoffen, auch in dieser Sache bald ein positives Ergebnis zu bekommen. Denn sonst verlieren wir weiterhin sportliche Talente – etwa im Wasserball – an Sportinternate in anderen Bundesländern.

Wo befindet sich der angedachte Internatsstandort? Das angedachte Gebäude steht schon hier auf dem Gelände. Es steht frei und muss „nur“ umgebaut werden.

Welche Rolle spielen Geflüchtete in Ihrer Schule?

Wir unterstützen Geflüchtete, wie die anderen Berliner Schulen auch. Es zeigt auch unseren Schülerinnen und Schülern, dass die „heile“ Welt, in der wir hier leben, für andere Menschen nicht die Normalität ist.

In welchen Disziplinen profitiert Ihre Schule von ihnen?

Wir begrüßen geflüchtete Sportlerinnen und Sportler aus den Sportarten Schwimmen, Moderner Fünfkampf, Rudern und Rhythmische Sportgymnastik. Wir beschulen aber auch Schülerinnen und Schüler ohne sportlichen Hintergrund, da überall Schulplätze fehlen.

Ihre Schule hat sich gerade zum zweiten Mal um die Auszeichnung „Schule gegen Rassismus – Schule für Courage“ beworben. Was bedeutet Ihnen das als Eliteschule des Sports?

Als Schule sehen wir uns in der Tradition, für die unsere Namensgeber, Dorothee und Harald Poelchau, einstanden: Mut und Menschlichkeit. Diese Werte werden in dem Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ gefördert und in der Schulgemeinschaft gelebt.

Können auch ehemalige Schülerinnen und Schüler zur Feierstunde am Freitag kommen?

Selbstverständlich, auf unserer Schulhomepage wurden „die Ehemaligen“ eingeladen. Inzwischen ist die Liste aber geschlossen. Wer an unserem Schulleben teilnimmt und sich bis zum 30. Juni angemeldet hat, ist herzlich willkommen.