Brandenburg will im transnationalen Güterverkehr enger mit Regionen entlang des Skandinavien-Mittelmeer-Korridors kooperieren. Das Land wolle die Wende hin zu klimaneutralen Gütertransporten beschleunigen, aber auch Verkehrsnetze mit Blick auf aktuelle Bedrohungen für Lieferketten „widerstandsfähiger“ machen, erklärte Verkehrsminister Guido Beermann (CDU) am Dienstag auf einer Konferenz in Oslo. Der CDU-Politiker ist Vorsitzender der sogenannten Scandria-Allianz, in der sich auch finnische, schwedische, norwegische und italienische Regionen engagieren.

„Angesichts des veränderten geopolitischen Umfelds und im Gefolge der Corona-Pandemie haben Fragen der Resilienz erheblich an Bedeutung gewonnen“, betonte Beermann. „Dazu gehören Fragen zur Sicherheit von Lieferketten, zur Abwehr von Cyberangriffen sowie zu einer möglichen Doppelnutzung von Verkehrsinfrastrukturen.“ Die Scandria-Allianz sei „eine Plattform, die Erfahrungsaustausch und den Wissenstransfer der Regionen entlang des längsten europäischen Verkehrskorridors, des Skandinavien-Mittelmeer-Korridors, ermöglicht und befördert“, so Beermann.

Hauptstadtregion war Initiator und Gründungsmitglied

Die Hauptstadtregion hatte 2019 zu den Initiatoren und Gründungsmitgliedern gehört. Bislang machen auch Regionen aus Norwegen, Schweden (Örebro), Finnland (Helsinki-Uusimaa) und Italien (Emilia-Romagna) mit. Erst im Oktober war Beermann, seit 2019 Vorsitzender der Generalversammlung, auf deren Sitzung im Potsdamer Kaiserbahnhof für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt worden. Die Technische Hochschule Wildau ist Partner, aus Deutschland noch Hamburg dabei. Doch vor allem geht es den Regionen um die Vision klimaneutrale Gütertransporte zwischen Skandinavien über Berlin-Brandenburg und dem Mittelmeer. „Unsere ehrgeizigen Klimaziele lassen sich nur erreichen, wenn wir umweltgerechte Mobilität über nationale Grenzen und Regionen hinausdenken“, sagte Beermann. Dafür sei eine noch engere Zusammenarbeit der europäischen Städte und Regionen notwendig.

In Brandenburg gibt es vier Güterverkehrszentren

Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) propagiert Brandenburg regelmäßig als Vorreiter für eine klimaneutrale Industrie. Beermann spannte nun den Bogen zum Güterverkehr. Er verwies darauf, dass die Hauptstadtregion bereits ein bedeutender Güterumschlagplatz sei, da sich hier transeuropäische Verkehrsachsen kreuzen, aktuell vier multimodale Güterterminals in Betrieb seien: „Von Berlin-Brandenburg aus können an einem einzigen Tag rund 200 Millionen Verbraucher in Europa per LKW erreicht werden.“ Das mache die Region zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort, auch für die Logistik. Er verwies auf die von Tesla in Grünheide errichtete Gigafactory für Elektrofahrzeuge, die schon heute mehrere tausend Arbeitsplätze biete. „Und es gibt Pläne, die Produktion weiter auszubauen.“

Beermann will mehr Güterverkehr auf der Schiene

2023 will sich die Allianz, so Beermann in seinem Ausblick, für eine stärkere Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene im Skandinavien-Adria-Korridor einsetzen. Denn die nationale Ebene räume grenzüberschreitenden Bahnverbindungen nicht immer Priorität ein, so der Minister. Zweites Schwerpunktthema sollen „saubere Kraftstoffe“ und Antriebe sein, wobei die Politik in diesem Bereich technologieneutral sein sollte, so Beermann. Womöglich könne Wasserstoff im schweren Fernverkehr am sinnvollsten sein, wo Elektrifizierung nicht wirtschaftlich sei. „Gleichzeitig könnte der elektrische Schwerlastverkehr der Schlüssel zur Dekarbonisierung des städtischen und regionalen Güterverkehrs, der sogenannten ‘letzten Meile’ sein.“

„So oder so, ob jetzt noch fossil oder künftig klimaneutral, geht es den beteiligten Regionen natürlich darum, dass der Verkehr zwischen Skandinavien und Italien flüssig rollen kann“, sagte Beermann. „Ein Lkw, der von der Region Oslo nach Berlin-Brandenburg oder noch weiter weiter südlich nach Österreich oder Italien fährt, muss die Grenze ohne Störungen und größere Hindernisse passieren können.“