Der Berliner Senat will die ehemalige Autobahnbrücke am Breitenbachplatz in Steglitz abbauen lassen und denkt zudem über eine dauerhafte Stilllegung des Straßentunnels an der Schlangenbader Straße nach. Zu diesem Ergebnis kommt eine Machbarkeitsuntersuchung, deren Ergebnis Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) am Donnerstag vorstellte. Demnach sei ein Rückbau der ehemaligen Autobahnbrücke der einstigen A104 mit Anschluss an die Stadtautobahn technisch machbar und verkehrlich zu bewältigen.

„Die Brücke ist eines der drastischsten Relikte der autogerechten Stadt“, sagte Jarasch beim Termin unterhalb der Brücke. Damals habe man gedacht, die Menschen wollten lieber am Stadtrand leben und über die Autobahn zur Arbeit ins Zentrum fahren. Heute sei das Leitbild eine Stadt der kurzen Wege, in der alles nah erreichbar sei. „Eine Stadtplanung, die Autobahnbrücken durch die Stadt zieht, gehört der Vergangenheit an.“

In der nun abgeschlossenen Verkehrs- und Machbarkeitsuntersuchung zeigt sich dies in den aus ursprünglich zwölf Entwürfen übrig gebliebenen zwei Varianten für den Umbau des Platzes. In beiden ist die mehr als 500 Meter lange Betonbrücke mit ihren vier Fahrstreifen verschwunden. Eine der übrig gebliebenen Konzeptionen sieht stattdessen vor, den Verkehr auf je zwei Spuren über die Dillenburger und Schildhornstraße zum Tunnel an der Schlangenbader Straße zu führen. Weil die attraktive Verbindung zur Autobahn fehle, würde sich der Verkehr von heute täglich 32.500 Fahrzeugen um 7000 verringern, sagte Norman Niehoff, Referatsleiter für Straßen und Plätze in der Senatsverkehrsverwaltung. Dafür seien die Straßen ausreichend.

Platz für mehrere Wohnhäuser

Durch die im Vergleich zum heutigen Zustand schmalere Strecke entstünde nordöstlich der Straße Platz für mehrere zusätzliche Wohnhäuser. Auch die Grünflächen am Breitenbachplatz selbst könnten ohne den mächtigen Brückenbau aufgewertet werden.

In der anderen Variante soll neben dem Abbau der Brücke auch gleich der Tunnel der Schlangenbader Straße stillgelegt werden. Dafür spreche, dass der Bau sonst wegen seines schlechten Zustands aufwendig saniert werden müsste, erklärte Lutz Adam, Leiter der Tiefbau-Abteilung in der Verkehrsverwaltung. „Wenn wir den Tunnel in einen guten Zustand versetzen wollen, kostet das mehr als 30 Millionen Euro.“ Für den Breitenbachplatz brächte das weitere Vorteile. „Durch die Schließung des Tunnels bräuchten wir nur noch einen Streifen je Richtung“, sagte Niehoff. „Der Verkehr rückt noch weiter in den Hintergrund und der Raum wird in seiner Qualität gestärkt.“ Die Pläne sehen dafür unter anderem einen neuen Grünzug in Richtung der Großsiedlung über dem Straßentunnel vor.

Unklar ist noch, welche verkehrlichen Folgen das für den gesamten Verkehr in der Umgebung Richtung A100 mit sich bringen würde. „Wenn wir den Tunnel dicht machen, wird sich der Verkehr einen anderen Weg im Großraum suchen“, sagte Jarasch. Was das genau bedeutet, müsse nun noch im Detail untersucht werden.

Fest steht hingegen, dass der Brückenbau abgerissen werden kann. Mit diesem Schritt beginne man nun, sagte Jarasch. „Die Menschen warten seit vielen Jahren darauf, dass hier wieder ein richtiges Stadtquartier entstehen kann.“ Parallel dazu liefen die weiteren Untersuchungen und Planungen.

Beginnen könne der bis zu eineinhalb Jahre dauernde Rückbau wohl frühestens Ende 2024, sagte Tiefbau-Leiter Lutz Adam. Die Kosten dürften bei zehn bis 20 Millionen Euro liegen. Alternativen dazu sieht er nicht. Wegen ihrer schlechten Tragfähigkeit müsse die Brücke aus den späten 70ern ohnehin abgerissen werden. Selbst nach einer Sanierung blieben dem Bau nur weitere fünf Bestandsjahre. Weil der Abschnitt nicht mehr als Bundesautobahn gewidmet ist, kann das Land die Pläne unabhängig vom Bund vorantreiben.