In Berlin ist eine bisher einzigartige Hotline ins Leben gerufen worden: „Matan“ richtet sich eigens an hebräischsprachige Personen. Initiiert wurde das Projekt von der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) sowie der Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung OFEK. Es wird in Zusammenarbeit mit der Kirchlichen Telefonseelsorge (KTS) durchgeführt.

Zwei Jahre habe die Umsetzung des Projekts gedauert, berichtet Marina Chernivsky. Die Psychologin bildet mit ihrer Doppelrolle eine Schnittstelle zwischen ZWST und OFEK: Bei der Beratungsstelle OFEK ist sie Gründungsgeschäftsführerin, bei der ZWST leitet sie das Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment.

Seit rund 15 Jahren immigrierten immer mehr Israelis nach Deutschland, sagt Chernivsky. „Israelis als Einwanderer werden aber noch nicht aktiv wahrgenommen.“ Ihre Unterstützung in Krisenzeiten, in hebräischer Sprache, sei jedoch dringend notwendig. Bei der Erläuterung der Zusammenhänge ist es Chernivsky wichtig, auf die Geschichte der beiden federführenden Institutionen hinzuweisen. „OFEK entstand aus dem Bedarf, Antisemitismuserfahrungen von Jüdinnen und Juden zum Anlass der Intervention zu machen und Antisemitismus als Gegenstand der Beratung fest zu etablieren“, sagt sie. Die ZWST wiederum ist der Dachverband der jüdischen Wohlfahrtspflege in Deutschland. Sie wurde bereits 1917 gegründet.

„Die Tradition der (jüdischen) sozialen Arbeit nimmt ihrenAnfangin Deutschland, Anfang des 20. Jahrhunderts“, führt Marina Chernivsky aus. Die Migration und Flucht von Juden aus Osteuropa, später der Nationalsozialismus und der Wiederaufbau jüdischer Hilfsstrukturen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges seien ausschlaggebend gewesen für diese Entwicklung. Und heute? „Die Gewalt gegen Jüdinnen und Juden bietet genügend Anlässe für die Weiterentwicklung des sozialen Engagements.“ Johanna Leblang