Es soll die letzte Verschiebung sein. Die Fahrradbrücke über die Yorckstraße soll Mitte September eröffnet werden. „Ein genauer Termin steht noch nicht, aber es sieht nach der Kalenderwoche 37 aus“, sagte Britta Elm, die Sprecherin der Verkehrsverwaltung, auf Nachfrage. Anfang Juli war noch der August genannt worden. An der alten Kreuzberger Eisenbahnbrücke wurde noch länger als am Flughafen BER gebaut, gezögert und wieder abgebaut. „Fertig“ war die historische Brücke schon 2012, genutzt werden konnte sie nicht. Die Brücke soll den Radweg im Gleisdreieckpark mit dem Radweg Richtung Südkreuz verbinden.

Die Pannen-Chronologie in Kürze: Vor etwa 15 Jahren wurde beschlossen, diese älteste aller Brücken über die Yorckstraße für Fußgänger und Radfahrer zu nutzen. Die noch genietete Konstruktion wurde ausgehängt, denkmalgerecht saniert und wieder eingehängt. Anschließend stellte man fest, dass sie aus Sicherheitsgründen nicht genutzt werden kann. Es fehlte ein Belag, die Geländer waren zu niedrig.

„Festival der Fehlplanungen“

Sieben Jahre passierte gar nichts, weil sich das Land Berlin, die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg, die Deutsche Bahn und die landeseigene Gesellschaft Grün Berlin stritten, vor allem ums Geld. Unterdessen entstand allerdings ein Biomarkt, genau da, wo die Brücke auf der Nordseite der Yorckstraße endet. Viele wollten es nicht glauben: Doch es ist tatsächlich gelungen, den Radweg aufs Dach zu legen. Die Neuplanung kostete wieder Zeit. Von einem „Festival der Fehlplanungen“ sprach die Initiative Gleisdreieckpark schon vor fünf Jahren. 2019 gab es eine Einigung, die Brücke wurde ein zweites Mal ausgehängt, dann kamen Pandemie und Materialmangel. Im Auftrag der Bahnertüchtigte eine Spezialfirma die Brücke, zudem wurde sie konstruktiv verstärkt. Die Verkehrsverwaltung hatte Sorge, dass die Brücke einstürzt, wenn ein Laster gegen einen Pfeiler fährt. Die historischen Säulen auf den Gehwegen stehen jetzt nur noch zur Schau da, sie sind nicht mehr Teil der Konstruktion. Durch den Umbau haben Fußgänger und Radfahrer mehr Platz, die Brücke wurde breiter.

Insgesamt ist die Rampenkonstruktion vom Parkplatz des Baumarkts über den Biomarkt und die Straße etwa 100 Meter lang – doch die Anschlüsse an beiden Enden sind, freundlich formuliert, suboptimal. Da für die seit 30 Jahren geplante S-Bahn-Linie S21 eine Trasse frei gehalten wird, kann der Radweg nicht höhengleich vom Dach des Biomarktes neben die Gleise gelegt werden. Stattdessen gibt es eine Berg- und Talfahrt, der Weg in den Gleisdreieckpark ist teils eine üble Schotterpiste, teils holpert man über grobe Betonplatten. Ob und wann diese Nord-Süd-S-Bahn gebaut wird, ist offen. Zwar war mal das Jahr 2037 genannt worden, derzeit gibt es aber am Hauptbahnhofwegen erheblicher technischer Probleme einen Baustopp.

Konflikte befürchtet

Auf der anderen Seite müssen Radfahrer und Fußgänger mehrere Ecken um die Neubauten an der Bautzener Straße herum bewältigen, bis der gute und breite Radweg zum Südkreuz erreicht ist. Da hier einmal eine der geplanten Radschnellverbindungen enden soll, die Teltowkanalroute, wird die Zahl der Radfahrer auf der Yorckbrücke später deutlich zunehmen. Wie berichtet, befürchtet unter anderem der Fußgängerverband „Fuss“ Konflikte. Ob allerdings der Radschnellweg in diesem Jahrzehnt fertig wird, ob überhaupt, ist offen. Die Yorckbrücke ist Teil des seit 1993 unter Denkmalschutz stehenden Ensembles „Yorckbrücken“. Sie wurde 1883 gebaut und ist somit die älteste noch erhaltene der früher 45 Brücken. Diese bildeten auf einer Breite von 500 Metern einst die Zufahrten zum Anhalter und Potsdamer Bahnhof.