Sie sind eine Institution: Seit 40 Jahren gibt es das „Theater der Erfahrungen“. In diesem Jahr wollten die Engagierten dieses Jubiläum groß feiern. Aber Corona veränderte alles. Keine Party des mobilen Laientheaters in der Ufa-Fabrik, keine Ausstellung, keine Landkulturprojekt-Premiere in Brandenburg, keine Hospiz-Premiere im Juni.

Groß gefeiert werden soll nun eben erst 2021, dass sich vor vierzig Jahren die Seniorenschauspielgruppe „Spätzünder“ gründete. Einige Jahre später entstand dann das „Theater der Erfahrungen“ aus dem Zusammenschluss mit den anderen Gruppierungen „Graue Zellen“ und „Die Herzschrittmacher“. Ziel des Theaters war von Beginn an, mit älteren Menschen Theater zu machen. Nicht bekannte Bühnenstoffe werden inszeniert, sondern neue Stücke, die sich aus den Erfahrungen der Akteure speisen. Dabei können sich alle beim Schreiben des Textes einbringen, oder auch bei der Umsetzung auf die Bühne. Die rund 40 Laienschauspieler bringen damit auch ihr eigenes Leben mit Tragik und Komik auf die Bühne. „Rampenlicht statt Rückzug“ lautet deshalb das Motto.

Inzwischen gibt es drei Ensembles - „Die Spätzünder“, den „OstSchwung“ und die „Bunten Zellen“ - die in Seniorentreffs, Pflegeheimen, Kirchen, Stadtteilzentren und Kleinstkunstbühnen auftreten. Dazu kommen Gastspielreisen, auch ins europäische Ausland, und Theaterfestivals. Seit 2005 gibt es zudem eine interkulturelle Theaterarbeit, in der unterschiedliche Erfahrungen und Sprachen sowie non-verbale Ausdrucksformen in die Stücke einfließen. Mit großem Erfolg wird etwa seit 2010 das deutsch-türkische Musical „Altes Eisen“ aufgeführt.

Entmutigen lassen sich die Schauspieler von der Coronakrise nicht. Sie „bringt unser bisheriges Theater-Modell mit Gruppenarbeit, öffentlichen Veranstaltungen und niedrigschwelligen Einsteigerangeboten ins Schlingern, aber nicht zum Kentern“, schreiben die Leiterinnen Eva Bittner und Johanna Kaiser. Die ehrenamtliche Arbeit mit älteren Menschen wollen sie „in verschiedenen Kooperationen oder intergenerativ anpassen“, um diese schwierige Zeit gut zu überbrücken. Am Ende könne es sogar eine Bereicherung sein. Gerd Nowakowski